15. Hermann Löns, ein Opfer germanischer Hybris
Da sich durch die Philosophie der Subjektivität die Grenzen zwischen Wissenschaft, Philosophie bzw. Weltanschauung, Kunst und Literatur immer mehr verflüchtigten, findet sich unter den Propagandisten der germanischen Weltanschauung auch ein Romancier und Lyriker wie Hermann Löns, (1866 – 1914) der als Dichter der Lüneburger Heide Berühmtheit erlangte und dessen Weltanschauung primär durch seine Biographie bestimmt wurde. Seine Geburtsstadt Kulm in Westpreußen gehörte bereits nach dem Ersten Weltkrieg zum polnischen Staatsgebiet. Löns war also in gewissem Sinn schon damals ein Heimatvertriebener und hat vermutlich als solcher einen glühenden Patriotismus entwickelt. Hinzu kam ein weiteres Trauma, das sein Leben nachhaltig bestimmen sollte: Der Sohn eines Gymnasiallehrers wurde als Student zu Unrecht, wie der Biograph betont, von einer schlagenden Verbindung „unehrenvoll“ relegiert, so dass ihm die Beamtenlaufbahn verschlossen blieb.
Aber gerade wegen seiner kaum von der Philosophie bestimmten inneren Entwicklung kann dieser Schriftsteller ein Phänomen besser zu verstehen helfen, das bisher nur angedeutet werden konnte: Die Frage, wie die verschiedensten Feindbilder im idealistischen Denken durch Projektion entstehen konnten. Im Folgenden geht es allerdings weniger um Antisemitismus als um einen modernen Hexenwahn, der wie der Rassismus sexuellen Ursprungs war.
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