Geboren 1939, also typisches Kriegskind.
Eltern Nationalsozialisten mit starkem antisemitischen Einschlag.
Dass ich noch von nationalistischen Lehren erzogen wurde und zu
meinem Vater bis ins 18. Lebensjahr ein gutes Verhältnis hatte,
sehe ich heute nicht nur als Nachteil an.
1957 schwere Krise, unter dem Einfluss eines sieben Jahre älteren
Freundes, des Lyrikers und Kritikers Helmut Mader, wankt
meine bisherige Weltanschauung. Der ehemalige Musterschüler
schwänzt mit einer Art geistiger Seekrankheit wochenlang die
Schule und muss auf ein anderes Gymnasium flüchten. Der Zeitgeist
holt ihn endlich ein. Er driftet nach links.
In der ersten Tübinger Zeit Studium Kants und Fichtes unter
der Anleitung von Walter Schulz. Mein wahrer geistiger Mentor
wurde damals jedoch Fritz Lamm, eine Kultfigur der Stuttgarter
Linken. Durch ihn erste Begegnung mit dem Judentum. Mitgliedschaft
im SDS. (Sozialistischer Deutscher Studentenbund)
Angesichts meiner inneren Zerrissenheit sah ich mich außerstande,
eine Karriere als Fachphilosoph anzustreben. Statt dessen Lehrberuf,
aber ständiges Studium Nietzsches, in dessen chaotisches Philosophieren
ich unbedingt Ordnung zu bringen versuchte.
Die 68-Bewegung erwischte mich als Assessor, ich hatte also konservative
Werte wie das verstaubte Latein gegen die Revoluzzer
zu verteidigen.
Erst unter dem Eindruck der Friedensbewegung entdeckte ich die christlichen
Werte für mich neu. Intensive Lektüre Kierkegaards. Mein
Katholizismus verschafft mir eine kritische Distanz zum protestantischen
deutschen Geist, von dem ich nach wie vor fasziniert bin.