Dieter Just

Zu den philosophischen Fundamenten der Hitler-Barbarei

»Nietzsche kontra Nietzsche« (1998)  /  »Die Schattenseite des Idealismus« (2004)  /  zurück

 

»Das gestörte Weltbild«

   Weidler Buchverlag 2000

   Über die Funktion des Antisemitismus im völkischen Denken

Die Vergangenheitsbewältigung geht nach einem Schema vor, zu dem es keine Alternative zu geben scheint. Man versucht, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten, hat aber zugleich dessen Ungeist so rigoros aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verbannt, dass sich nicht einmal die wissenschaftliche Literatur mit den Vorstellungen Houston Stewart Chamberlains, Werner Sombarts oder Adolf Hitlers ernsthaft auseinander setzt. Unser Gedächtnis verhält sich also zum Denken der Faschisten bzw. Präfaschisten ganz anders als zu den Taten, die daraus zwangsläufig folgten, was schlimme Konsequenzen hat. Denn der menschliche Geist sucht nach den möglichst umfassenden Erklärungen. Unter den Voraussetzungen des heute üblichen Umgangs mit der Vergangenheit kann aber der an der Aufklärung Interessierte nur die gesellschaftlichen Instanzen, Institutionen und Traditionen vor seinen inneren Richterstuhl ziehen, die in seiner Vorstellung präsent sind. So kommt es, dass die Antisemitismusforschung eines Friedrich Heer und anderer nicht das zum Glück völlig vergessene völkische Denken der geistigen Urheberschaft der schlimmsten Verbrechen der Geschichte bezichtigt, sondern das Christentum. Es ist die Aufgabe der vorliegenden Studie, diesen fatalen Irrtum zu korrigieren und die wichtigsten Thesen des abstrakten deutschen Antisemitismus zu widerlegen, dessen Spuren auf eher antichristliche Denker zurückweisen, wie auf den jungen Hegel, auf Feuerbach, Marx, Schopenhauer und Nietzsche.

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